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Unvermeidlicherweise ist Philosophieren für eine
Frau eine Auseinandersetzung mit abwesenden Vätern der Disziplin.
Deshalb sind meine philosophischen Texte hier nach den betroffenen, alphabetisch
geordneten Männern aufgelistet.
Derrida, Jacques
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Seine Arbeiten waren vor allem wichtig
wegen der ungewöhnlichen Sorgfalt, mit der er textile Metaphern
verwendet und als Erkenntnisinstrumente der Dekonstruktion einsetzt. Einschlägig ist für meine Arbeit vor allem der Begriff
prétexte aus den beiden Lieferungen
von La Carte Postale, aber auch das Motiv
der einander nachfolgenden Männerpaare, die die Tradition der
Philosophie bestimmen. Vgl. dazu
"Zornwein und Catechismusmilch",
"Die
Zeit der nackten Wahrheit ...", "Saum
& Zeit". |
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Foucault, Michel |
Am Saum der Zeit, so sagt Michel Foucault,
nehmen das Archiv und der Diskurs eine analysierbare Gestalt an, die
nicht mehr von unserem eigenen Willen zum Wissen verstellt ist. Das
Verhältnis der Ordnung der Dinge (Les Mots et les Choses) zur
Wörter-und-Sachen-Methode wird in "Saum
& Zeit" benutzt, um sich auf diese Weise dem alten
Wortgewebe und den Praktiken von Gewebe und Gedächtnis anzunähern. "Der
Platz des Königs" setzt sich mit Fragen der Repräsentation
in der Kunst des Barock auseinander. In "Der
stets geteilte Logos ..." werden diese Fragen auf
das Prinzip der Falte und des doppelten oder gespaltenen Ursprungs
bezogen.
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Freud, Sigmund
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In der Kulturkritik liegt die Stärke
der Psychoanalyse. Freuds Arbeiten liefern auch da noch reiches
Material und zahlreiche Denkanstöße, wo sie von einer Haut
aus Chauvinismus überzogen sind wie zu stark erhitzte Milch.
Freuds Traumdeutung zu lesen hat Auswirkungen auf die eigenen Träume
und auf das Gedächtnis dieser Träume. In zahlreichen künstlerischen
Arbeiten hat diese Auseinandersetzung Spuren hinterlassen (vgl. traum
unter themen). "Das
Dienstmädchen auf der Treppe" ist eine Lektüre
eines Freudschen Traumes, die dem Freudschen Mythos von der Erfindung
des Webens durch die Frau eine überraschende Wendung gibt. In dem Beitrag "Flügeltraum" kann man einen der eigenen Träume nachlesen. |
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Lacan, Jacques |
Drei Jahre lang wurden an der Universität
Düsseldorf in einer kleinen Gruppe Lacan-Texte gelesen. Drei
Jahre in denen die vielen wuchernden Lacan-Rezeptionen um uns herum
einen schalen Beigeschmack bekamen — ohne dass es möglich gewesen
oder auch nur sinnvoll erschienen wäre, dem ein sortiertes eigenes
Werk entgegenzusetzen. Lacan zu lesen (unter der unvermeidlichen Haut
aus Chauvinismus) blieb eine nie versiegende Inspirationsquelle. "Das
Geschlecht der Meerschaumpfeife" ist eine Auseinandersetzung
mit seiner Art des Umgangs mit dualistischen Strukturen, hier genauer
mit dem Gerade-und-Ungerade-Spiel bei Poes Meisterdetektiv Dupin.
Das "Saum-&-Zeit-Wörterbuch"
stellt seine ungewöhnliche These zur Erfindung des Webens in
den Kontext anderer Ursprungsmythen. |
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Platon |
Platons Dialog Politikos
lieferte den Zusammenhang der scheinbar so weit auseinander liegenden
Themen Geschlecht, Weberei und Mathematik, die sich bei der Beschäftigung
mit Fragen der genealogischen Funktion von Gewandsäumen als zentral
herausgestellt hatten. Herausgebrochen aus der Mitte des Saum-&-Zeit-Projektes
lieferte eine minutiöse Lektüre dieses Dialogs die Grundlage
für eine weitreichende These zum Ursprung deduktiven Denkens
in der abendländischen Wissenschaft: "Weberei
als episteme und die Genese der deduktiven Mathematik." |
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