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ellen harlizius-klück
 
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saum

Bei der Beschäftigung mit spätgotischen Schnitzaltären fiel mir vor Jahren auf, dass die Säume von Marienkleid und -mantel oft wichtige Orte in der Komposition einnehmen. Eine Beobachtung, die sich an Vekündigungsbildern und Darstellungen von Christi Geburt bestätigte. In der Antike und noch in der mittelalterlichen Welt hatten Gewandsäume wichtige Bedeutungen im Rechtsbrauch und als Auszeichnung der Person. Mit dem Thema Saum beschäftigen sich die Editionen "Ora Mariae" (Saum Marias) und "sul", die Rauminstallation "Jesaja 6.1" sowie das Wörter-und-Sachen-Buch "Saum & Zeit" und der Beitrag im Sammelband "selfactor". Der Saum erweist sich in den theoretischen Untersuchungen als genealogischer Ort mit vielfältiger Bedeutung.

Das lateinische Wort praetextus/a/um bezeichnet zum Beispiel nicht nur den Vorwand in übertragener Bedeutung, sondern auch winwn Gewebeanfang in der antiken Weberei, der dem Gewebe (textus) bestimmte Bedingungen vorschreibt. Vgl. dazu auch die Projekte unter: www.praetexta.de.

(Leseprobe zu Saum & Zeit unter downloads)

Marienkrönung von Pacher

traum

Verwirklichte Träume zeigen die Multiples "verschieden" (Traum Freuds) und "Nymphentraum" (eigener Traum). Der "Traumnabelsteinschaukasten" variiert Freuds Wendung vom Nabel des Traums, während der in "verschieden" inszenierte Traum Freuds von der Behinderung des Fortschritts durch den Anblick der Frau in 3+1 Durchgängen analysiert wird in "Das Dienstmädchen auf der Treppe". Der Traum des Mannes von der Zeugung des Sohnes ohne Frau taucht unerwartet in der Lektüre des platonischen Dialogs "Politikos" auf. Er strukturiert auch den Essay über den Zorn in ARTIC: Texte zur fröhlichen Wissenschaft.

zahl

Ausgehend von der Frage der technischen Bedingungen bei der Herstellung der bedeutsamen Säume der Antike stieß ich auf deren genealogische Bedeutung, also auf deren symbolische Rolle bei der Sicherung der Abstammung. Wie das Weben als Metapher (und mehr) herhalten muss bei der Kunst der rechten Regierung und wie sich dies mit dem Wissen um Maß, Zahl und Gewicht verbindet, wird untersucht in der Dissertation "Weberei als episteme". Dort geht es vor allem um die Frage der Einzigartigkeit der sogenannten Lehre von Gerade und Ungerade und ihrer Geschlechtermetaphysik, die sich auch bei Jacques Lacan findet. Dessen Einsatz dieser Zahlentheorie in der Analyse des entwendeten Briefs von Edgar Allan Poe ist Thema des Beitrags: "Das Geschlecht der Meerschaumpfeife". Der Zusammenhang von Mathematik und Genealogie bzw. Repräsentation im Bild Las Meninas wird im Anschluss an Foucaults Ordnung der Dinge ausgebreitet in "Der Platz des Königs". Auch der zusammen mit Annette Hülsenbeck verfasste "Hahnentritt"-Aufsatz enthält Überlegungen zum Zusammenhang von Geschlecht und Zahl.

(Leseprobe zu "Weberei als episteme" unter downloads)

stoff

Stoffe und Kleider in Büchern abgebildet zu präsentieren ist ein Problem eigener Art. Für einen Ausstellungskatalog von Annette Hülsenbeck, die die Stoffe der Schriftstellerin Marieluise Fleißer für das Fleißer-Haus aufgearbeitet hat, wurde eine handgebundene Auflage von 500 Stück hergestellt und ein spezielles Layout entworfen. Stoffe spielen die Hauptrolle in den Editionen "Wasser" und "sul", sowie dem Multiple "Omphaloi". In den Rauminstallationen haben sie ihren Solo-Part.

    Details aus Annette Hülsenbeck, Die Stoffe der Marieluise Fleißer: Visuelle Anmerkungen, Bramsche: Rasch 2003.

 

© harlizius-klück 5/2/09